Ein etwas untypischer Abschnitt unserer Weltreise waren die zwei Wochen mit meiner Schwiegermutter in Schweden im August 2019. Bereits vor über einem Jahr waren zwei direkt beieinanderliegende Häuschen an einem See zwischen Hässleholm und Bjärnum gebucht worden als Geschenk zum 60. Geburtstag meiner Schwiegermutter. Damals war noch weder die Rede davon, Moskau zu verlassen, noch war eine Weltreise geplant. Also wurde der Familienurlaub inkl. Schwiegermutter und der vierköpfigen Familie von Annettes Bruder ganz einfach ins Weltreiseprogramm mitaufgenommen.
Bewegungsradius = Minimal
Um es vorwegzunehmen: Ich glaube, in noch keinem Urlaub, den Annette und ich seit 2007 gemeinsam verbracht haben, haben wir uns jemals auf derart kleinem Radius um unser Urlaubsdomizil herumbewegt. Daran hatte die Schwiegermutter aber keine Schuld. Denn auch wenn unser Reisestil üblicherweise mit „Roadtrip“ zu bezeichnen ist, so war der „Stillstand“ auf der Schweden-Etappe der Weltreise doch genau richtig. Nach 4 Wochen in Großbritannien, in denen wir in 26 Nächten an 22 verschiedenen Orten übernachtet hatten, tat das zur Abwechslung richtig gut.
Untätig waren wir – nicht zuletzt der 4 mitreisenden Kinder wegen – aber sicherlich nicht. Mehr dazu in den nachfolgenden Abschnitten.
Abenteuer Fährüberfahrt
Auf dem Weg nach Schweden und zurück hat man prinzipiell zwei Optionen: Entweder über Land bzw. Brücken fahren, d.h. Deutschland – Dänemark – Schweden. Oder mit der Fähre direkt von Deutschland nach Schweden. Die Option Fähre ist dabei etwas teurer, wegen sich ändernder Preise, unterschiedlicher Strecken und Anbieter mache ich hier aber keine Preisangaben. Allerdings dauert die Fahrt über Dänemark auch sehr lang, kostet Sprit und vor allem muss man die unglaublich teure Überfahrt über die Öresundbrücke bezahlen. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels beträgt der Preis für die Fahrt in eine Richtung 48 Euro (Online-Ticket) bzw. 53 Euro (Zahlung vor Ort)! Und die Kosten darf man nunmal bei einer Weltreise – wie bei jeder anderen Reise auch – nicht aus den Augen verlieren.
Die Fähre bringt einen riesigen Vorteil mit sich: Wählt man eine Kabine und eine nächtliche Überfahrt, kann man rund 6 Stunden wunderbar schlafen.
Ok, das galt auf der Überfahrt nach Schweden (Travemünde – Trelleborg) leider nicht für mich. Wir hatten zu fünft nur eine 3-Bett-Kabine, da zum Zeitpunkt unserer Buchung auf der bevorzugten Verbindung keine größere Kabine mehr frei war. Und so teilten sich Annette und Charlotte sowie Quentin und Oma Silvia jeweils ein Bett, während ich auf einer Art mit Teppich überzogener Bank mein Nachtlager aufschlagen durfte. Ach so: die Bank war nur rund 1,40 m lang. Aber ich kann überall schlafen und nur die Harten kommen in den Garten.
Die Rückfahrt zwei Wochen später (Trelleborg – Rostock) war dann etwas entspannter für mich, da jeder Erwachsene auch ein Erwachsenenbett bekam.
Frühstück in Lund
Nach der frühmorgendlichen Ankunft in Trelleborg machten wir uns gleich auf den Weg nach Lund, einem hübschen Städtchen, das quasi auf dem Weg zu unserem Haus am See lag. Außerdem hatten wir Hunger und Tripadvisor-Annette hatte ein tolles Café ausgemacht.
Anschließend erkundeten wir Lund ein bisschen zu Fuß. Ein Besuch der sehr schönen Kathedrale war fest eingeplant. Nicht gerechnet hatten wir allerdings damit, im Botanischen Garten auf eine Schar Kaninchendompteure zu stoßen. Im Wettkampfmodus führten ausschließlich Damen ihre Kaninchen an der Leine durch einen Parkour, der dem von Reittournieren ähnelte – nur etwas kleiner eben.
Irgendwie bizarr, aber auch unterhaltsam, nicht zuletzt für die Kinder.
Ich bin der Meinung, eine Beschreibung dieses Videos kann ich mir sparen. 🙂
Wellness@home
Zum Zeitpunkt der Buchung unserer zwei Häuser stand er nicht wirklich im Fokus, wurde aber schnell zu einem zentralen Element unserer täglichen Routine: der Wellnessbereich. Zu unseren beiden Häusern gehörten nicht nur ein Outdoor-Whirlpool, sondern auch eine Sauna und – Trommelwirbel – zwei Massagesessel. Um es kurz zu machen: Es fehlte oft nicht viel zu einer Rangelei zwischen uns 5 Erwachsenen und den 4 Kindern um einen freien Platz auf einem der Sessel. Nicht unbedingt alltäglich für eine Weltreise und einen Schwedenurlaub.
Mehr dazu, wie es rund um die Häuschen und vor allem wie der Whirlpool aussah, siehst Du hier im Video.
Relax, Baby!
Outdoor Action in Schweden
Wenn auch der Bewegungsradius klein war, so standen doch einige Outdoor-Aktivitäten (neben Im-Whirlpool-Sitzen) auf dem Programm:
- Stand-up Paddling mit unserem extra noch vor der Reise erworbenen SUP-Board. Ein Review dazu findest Du hier.
- Fahrradfahren mit lustig klapprigen Rädern (zumindest die Kinder und ich)
- Joggen (ich; zugegebenermaßen nicht allzu oft)
- Pilze suchen (gar nicht mein Ding; wenn Du dazu etwas lesen möchtest, musst Du Annette per Kommentar um einen Kurzbeitrag bitten)
- Schwimmen (in „unserem“ See, in Seen der näheren Umgebung, in der Ostsee)
- Angeln (auch genannt „Fischmörderei“; nicht mein Ding, bei ausreichender Anzahl von Kommentaren durch Leser dieses Blogs könnte ich vielleicht meinen angelaffinen Schwager Moritz dazu bringen, einen Gastbeitrag über das stundenlange und sinnlose Dasitzen in einem Ruderboot zu schreiben)
Ausflüge in Südschweden
Nun zu den – nicht allzu vielen – Ausflügen, die wir unternommen haben. Für Südschwedenreisende wird allerdings dringend empfohlen: NACHMACHEN!
Elchsafari
Will man Kindern die schwedische Tierwelt näherbringen, bietet sich an, einen Elchpark zu besuchen. Wir hatten Glück und in Markaryd sozusagen den Elchpark vor der Tür. Für die Kinder ein großartiges Erlebnis! Die Hauptattraktion des Parks bildet die Elchsafari, während der man mit einer Bahn (oder auch mit dem eigenen PKW) durch ein großflächiges Gelände gefahren wird und dem König des Schwedischen Waldes auf Augenhöhe begegnen kann. Die Safari wird fortlaufend kommentiert, man erhält Informationen über die im Park lebenden Elche und Elche in Schweden allgemein. Trifft man einen Elch, wird kurz gestoppt und wenn man Glück hat, kann man ihn mit einem Zweig von der Bahn aus füttern. Neben Elchen beherbergt der Park auch eine Gruppe amerikanischer Bisons.
Vor oder nach der Safari kann man zusätzlich auch noch einen kleinen Streichelzoo mit Ziegen besuchen oder sich im Restaurant ein Stück Kuchen schmecken lassen.
Åhus
Ein eintägiger Städtchentrip führte uns in das rund 1 h entfernte Åhus. Nicht nur gibt es dort beim lokalen Eisproduzenten Otto & Glassfabriken riesige Eiskugeln (von denen ich drei verputzt habe). Auch ist derjenige, der sich schon immer gefragt hat, woher eigentlich Absolut Vodka kommt, genau jetzt um eine Information unnützen Wissens schlauer. Das Eis haben wir wie gesagt probiert, den Wodka nicht. Allerdings haben wir zunächst auch erstmal ein paar Stündchen am wunderschönen, leicht dünigen Sandstrand und im *****kalten Ostseewasser verbracht, sowie einen fischigen Festschmaus im Äspets Rökeri (Restaurant mit angeschlossener Räucherei – oder andersherum) zu uns genommen – und lecker Räucherlachs mit Chili mitgenommen. Verdaut wurde dann (statt mit Wodka) bei einem Spaziergang entlang des Hafens.
Skånes Djurpark
Aller guten Dinge sind drei: Bereits auf dem Heimweg unterwegs nach Trelleborg hielten wir noch für einen halben Tag am Skånes Djurpark an. Dabei handelt es sich um einen Tierpark mit Bären, Wölfen, Elchen und vielen weiteren nordischen Tierarten sowie ein paar unterhaltsamen Attraktionen für kleine Kinder (Shaun-das-Schaf-Bahn, Baumwipfelpfad, Wasserrutsche – Badehose nicht vergessen!).
Alter Schwede – das war kurios!
Fasching im August
Zuerst für Erstaunen und dann für gute Unterhaltung sorgte der Faschingsumzug im nahegelegenen Bjärnum, der sogenannte Bjärnum Karnevalen. Rund 50 Umzugswagen zogen durch die Straßen. Unseren konkurrenzlosen Favoriten kannst Du – nein, musst Du! – hier bewundern/ belauschen.
Schwedische Trinklieder
Seit Februar 2018 bin ich Rotarier und Mitglied des Rotary Club Moskau Humboldt (https://www.rotary-moskau.com). Was das jetzt mit schwedischen Trinkliedern zu tun hat? Ein kleiner Exkurs…
Seit ich Rotarier bin, nutze ich auf Reisen die Möglichkeit, andere Rotary Clubs (RC) als Gast und gemeinsam mit meiner Familie zu besuchen. So waren wir auf unserer Großbritannien-Reise schon zu Gast beim RC of Charing Cross (Glasgow), wo wir u.a. auf die Queen anstoßen durften, Quentin ein signiertes Kinderbuch direkt vom Autor erhielt (er war der Gastredner an diesem Tag) und ich eines über Spionage im Kalten Krieg – ebenfalls direkt vom Autor, einem Clubmitglied.
Beide Bücher können wir, Quentin und ich, übrigens wärmstens empfehlen – zum Vorlesen bzw. Selberlesen.
Geoff Swift: The Friendly Giant Called Zak and His Friend Rory the Misnamed Monster
Robert Holmes: A Spy Like No Other
Und auch in Kroatien beim RC Pula und beim RC Zadar sowie beim albanischen RC Tirana International würden wir im Laufe der Weltreise noch interessante rotarische Bekanntschaften machen.
Aber zurück nach Schweden: Im Vorfeld der Reise hatte ich auch ein paar der nahegelegenen Rotary Clubs angeschrieben und prompt zwei Einladungen erhalten.
Beim RC Vittsjö-Bjärnum durften wir dem Vortrag einer rotarischen Austauschschülerin beiwohnen, die für 1 Jahr eine amerikanische Highschool besucht hatte. Beim RC Osby wurden wir gleich zum Kräftfest eingeladen, dem traditionellen Flusskrebsessen. Dieses wurde mit uns und rund 40 anderen Rotariern und deren Familien in einer umgebauten Scheune gefeiert. Dabei wurden unter anderem – und nun kommen wir zum Punkt – Liedblätter mit Texten schwedischer Trinklieder verteilt, die Annette und ich lautstark mitsingen durften.
Mir ist nicht ganz klar, was wir da gesungen haben, der Abend war aber auf jeden Fall super.
P.S. Wer mehr über Rotary International erfahren möchte, darf gerne seine Fragen per Kommentar platzieren oder mich auf anderem Wege kontaktieren! (https://www.rotary.org/de)
Schweden – Land und Leute
Allzu weit möchte ich hier nicht ausholen, aber eine kleine Ode zum Abschluss darf es schon sein: Schweden hat landschaftlich, kulturell und kulinarisch viel zu bieten. Für mich macht beim Reisen aber auch viel aus, wie man die Einheimischen erlebt und was man mit ihnen erlebt. Für uns sind die Schweden ein liebenswertes Völkchen mit einer ganz eigenen, herzlichen Art. Diese durften wir persönlich erfahren von Ann-Marie aus Bjärnum, einer Jugendfreundin meiner Mutter. Sie ist nun auch eine Freundin von Quentin, nachdem er nicht nur bei ihr übernachten durfte, sondern von ihr auch mehrfach mit selbstgebackenen Kanelbullar gefüttert wurde, den schwedischen Zimtschnecken.
Damit ist auch sie zu einem kleinen Mosaikstein in unserem „Familienkunstwerk Weltreise“ geworden.
Liebe Ann-Marie, tack så mycket! – Danke vielmals!
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