Nach einem längeren Aufenthalt in unserer zweiten Heimat (siehe Beitrag „Zwei Spezialitäten, die Du in Istrien probieren musst!“) ging unsere Weltreise mit Baby auf dem Balkan weiter, und zwar in Form eines Roadtrip – unserer bevorzugten Art zu reisen.
Um es vorwegzunehmen: Alles kein Problem mit Baby!
Charlotte war zum Start des Roadtrips 8 Monate alt. Sie wurde noch zu ca. 50% gestillt. Das Einzige, was wir in Pula vor der Abreise noch in großem Stil eingekauft hatten, war Babybrei. Grund dafür war aber nicht, dass man den in den Balkanstaaten nicht oder nur schwer bekommt, sondern in erster Linie Bequemlichkeit. Annette kocht normalerweise das komplette Essen für Charlotte selber. Wenn man aber jeden Tag „on the road“ ist und fast täglich die Unterkunft wechselt, ist das kaum zu schaffen.
Und auch wirtschaftliche Aspekte spielten eine Rolle. Aus früheren Reisen nach Kroatien und Bosnien wussten wir, dass so ziemlich alles im Supermarkt dort teurer ist als in Deutschland. Und in Pula konnten wir zumindest bei dm und mit einer 10%-Rabattaktion relativ günstig einkaufen.
Naja, und Quentin ist ja mit seinen 6 Jahren sowieso schon aus dem Gröbsten raus. Außerdem ist er ein Omnivore und isst nahezu alles.
Am 1. November feierten wir noch seinen Geburtstag in Medulin. Es war ihm wichtig, diesen Tag dort zu feiern zusammen mit unseren kroatischen Freunden, und nicht irgendwo unterwegs „auf der Straße“.
Also sind wir erst zwei Tage später von Medulin aus gestartet. 4 Wochen später hatten wir dann 2500 km durch insgesamt 6 Länder des Balkans zurückgelegt: Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Albanien, Nordmazedonien und Serbien. Unsere persönlichen Highlights der jeweiligen Länder findet ihr im folgenden Beitrag.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass zum Balkan natürlich auch der Kosovo, Bulgarien und Rumänien gehören. Ersteren haben wir aus Gründen der Sicherheit sowie Schwierigkeiten bei Ein-/ Ausreise in Verbindung mit Serbien ausgelassen. Für die anderen beiden Länder war einfach nicht genügend Zeit und so bleiben sie auf unserer „To-Travel-Liste“. Ob das dann wieder ein Balkan-Roadtrip wird – und vor allem mit Baby 🙂 – bleibt offen.
Unsere Balkanroute
Hier zunächst mal unsere Route sowie eine Übersicht unserer Stationen in den einzelnen Ländern. Nicht wundern: Bei Google My Maps lassen sich nur max. 10 Orte in eine Route einbauen. Daher fängt die Route in Tirana wieder mit A an.
Ort | Anzahl Nächte | Buchstabe in der Karte |
Kroatien | ||
Krk | 1 | B |
Zadar | 2 | C |
Makarska | 1 | D |
Bosnien und Herzegowina | ||
Blidinje | 1 | E |
Visoko | 4 | F |
Kroatien | ||
Dubrovnik | 3 | G |
Montenegro | ||
Kotor | 3 | H |
Podgorica | 1 | I |
Albanien | ||
Tirana | 2 | A |
Pogradec | 1 | B |
Nordmazedonien | ||
Ohrid | 1 | C |
Skopje | 1 | D |
Serbien | ||
Niš | 1 | E |
Belgrad | 2 | F |
Auf die Unterkünfte möchte ich hier nicht weiter eingehen. Das würde zu weit führen. Falls ihr hierzu Empfehlungen braucht, bitte einfach Kommentar hinterlassen oder z.B. über Instagram oder Facebook eine Nachricht schicken.
Dass wir nach Belgrad auch noch 1 Nacht in Szeged/ Ungarn, 2 Nächte in Bratislava/ Slowakei und 1 Nacht in Wien/ Österreich verbracht haben, sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Zum Balkan zählen diese Länder natürlich nicht mehr.
Kroatien (1/2)
Pula bis Makarska
Die in der Kvarner Bucht, also südlich von Rijeka, gelegenen Inseln Cres und Krk kannten wir schon von früheren Tagesausflügen. Dieses Mal wollten wir aber ein größeres Insel-Hopping Richtung Süden machen. Nach einem ersten Studium der Fährpläne musste diese Idee aber in Teilen wieder verworfen werden. Nicht nur waren die Fahrpläne in der Nebensaison – wir hatten mittlerweil November – etwas eingeschränkt. Auch sind viele Verbindungen zwischen den Inseln der Kvarner Bucht und den weiter südlich gelegenen Inseln der Kornaten nur für die Personenbeförderung, nicht für den Fahrzeugtransport ausgelegt. Näheres zu den Fahrplänen findest Du auf den Seiten der Fährbetreiber Jadrolinija und Rapska Plovidba. Die Inseln südlich von Zadar werden auch noch von weiteren Betreibern bedient.
Wir entschieden uns daher für die folgende Route:
Von (Festlandregion/ Insel) | Nach (Festlandregion/ Insel) |
Brestova (Istrien) | Porozina (Cres) |
Merag (Cres) | Valbiska (Krk) |
Valbiska (Krk) | Lopar (Rab) |
Misnjak (Rab) | Stinica (Lika-Senj) |
Das Insel-Hopping war aufgrund der krassen Unterschiede auf den Inseln, z.B. in Bezug auf Landschaft und Vegetation, für uns Erwachsene interessant. Und für Quentin waren die Fahrten mit den Fähren selbst natürlich spannend. Die Überfahrt nach Cres wird uns allen aufgrund des ungewöhnlich starken Seegangs aber sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben.
Der SmallFeetBigWorld-Touran in der Pole Position Meerblick auf der Insel Rab
Unser persönliches Highlight auf der Teilstrecke Pula – Zadar liegt allerdings nicht auf einer Insel, sondern am Festland: Es ist die Küstenstraße zwischen Stinica und Zadar, die sich rund zwei Stunden Fahrt entlang jeder noch so kleinen Bucht windet, durch unzählige kleine, oft kaum mehr bewohnte Dörfer schlängelt und immer wieder wunderschöne Ausblicke auf die Küste und das Meer bietet. Wir hatten das Glück, hier auch noch den Sonnenuntergang zu erleben.
In Zadar verbrachten wir knapp drei Tage bei alten Freunden. Die Bande bestehen hier schon seit Beginn der 80er Jahre und in der zweiten Generation.
Neben einem Spaziergang durch die Altstadt bei starkem Wind hin zur berühmten Meeresorgel gehörte für Quentin und Annette auch ein Besuch des Museum of Illusions zu den Highlights. Und auch ein Abendessen mit dem Rotary Club Zadar stand auf dem Programm.
Von Zadar aus ging es weiter Richtung Süden zu einem Erstbesuch der kleinen Stadt Makarska. Bislang war sie uns nur ein Begriff aus Erzählungen von bosnischen Freunden. Die gingen dort hin, um Urlaub zu machen, weil es der von Sarajevo aus am nähsten gelegene Urlaubsort am Meer ist, auch wenn er in Kroatien und nicht in Bosnien liegt.
Von nun an haben wir allerdings unsere eigenen Erinnerungen. Nicht nur haben wir hier das erste Mal in einem Hostel übernachtet.
Hostelküche – unser 1. Mal Quentin macht den Abwasch
Die Stadt selbst ist einfach eine Augenweide: Palmen entlang der Hafenpromenade, steil aufragende Berge direkt an die Stadt grenzend. Besonders beeindruckend sieht das Panorama aus, wenn man um den Hafen herum und auf die kleine Halbinsel spaziert. Dann eröffnet sich der fantastische Anblick der Altstadt mit den mächtigen Bergen als Kulisse direkt dahinter.
Makarska ist somit unser neuer Geheimtipp in Kroatien.
Bosnien und Herzegowina
Von Makarska aus umfuhren wir dann o.g. Berge und machten uns auf nach Bosnien-Herzegowina. Erster Anlaufpunkt war der Blidinje Nationalpark. Im Internet fanden wir vorab wunderschöne Fotos von beeindruckenden Landschaften mit Bergen und Seen. Und ja, es gibt diese auch. Nur leider gibt es nahezu keine Beschilderung, weshalb uns sogar die geplante Wanderung von 1-2 h verwehrt blieb. Man weiß quasi gar nicht, wo man anfangen soll, geschweige denn wo man rauskommen wird.
Eine kleine Entschädigung dafür war das pyramidenartige Hotel, in dem wir nicht nur übernachten, sondern auch einheimische Spezialitäten zu sehr niedrigen Preisen genießen konnten.
Pause am Blidinjesee Straße im Nationalpark
Unser Parkplatz an einem vermeintlichen Wanderweg Wolken türmen sich über den Bergen
Sonnenuntergang auf Bosnisch Blick über den Nationalpark hinaus
Am nächsten Tag ging es dann weiter durch das wunderschöne, aber leider sehr arme Bosnien. Hier sieht man immer noch Spuren des Krieges aus den 90er Jahren, auch wenn man mittlerweile meist genauer hinsehen muss als noch vor einigen Jahren, um diese zu entdecken.
Nächste Station war das in der Nähe von Sarajevo gelegene Visoko, wo wir nach über 5 Jahren endlich unsere Freunde wiedersehen konnten. Um dem Wiedersehen genügend Zeit zu geben, blieben wir auch für einige Tage, in denen typisch bosnisch viel gegessen und geredet wurde.
Ab dem zweiten Mal kann man ja schon von einer Tradition sprechen. Und so luden wir alle Freunde wieder zum traditionellen Lammessen ein, bei dem ein ganzes Lamm gegrillt wird.
Oh! Ein Lamm! Bosnische Spezialitäten
Auf dem Weg zum Restaurant hatten wir uns ein wenig verfahren und einen kleinen Umweg über die Hügel am Rande der Stadt genommen. Dabei passierten wir auch einen steilen, mit Gras bewachsenen Hang, vor dessen Betreten allerdings mit eindeutigen Schildern gewarnt wurde – Achtung: Minen! In solchen Momenten bekommt man dann Gänsehaut und wundert sich doch sehr, wozu Menschen imstande sind.
Ebenso traditionell gehörte zu unserem Bosnienaufenthalt natürlich auch ein Besuch von Sarajevo mit seiner wunderschönen, osmanisch angehauchten Altstadt, und der Einkauf von handgemachten Lederhausschuhen bei unserem Bekannten Evelin Vila.
In der Altstadt von Sarajevo Ruine der Bobbahn der olympischen Spiele von 1984
Nach ein paar Tagen hieß es dann Abschiednehmen und wir machten uns wieder auf Richtung Kroatien. Die Route war nun allerdings eine andere und führte uns stundenlang durch das bosnische Hinterland, wo uns doch tatsächlich ein eifriger Polizist beim Fahren ohne Licht ertappte (ist dort auch am Tage Pflicht). Ich weigerte mich zunächst, mit dem Strafzettel 10 Kilometer zurück in den nächsten Ort mit Bank zu fahren, dort die paar Euro zu bezahlen und dann mit der Quittung wieder an den Ort des „Verbrechens“ zurückzukehren. Stattdessen versuchte ich unsere Freundin Emina telefonisch zu erreichen, um mir eine zweite Meinung einzuholen. Da ich sie nicht gleich erreichen konnte, aber stur blieb, wurde der Polizist dann doch weich und ließ uns strafzettellos weiterfahren – hihi!
Kroatien (2/2)
Dubrovnik
Wir haben es dann auch ohne weitere Zwischenfälle zurück nach Kroatien geschafft und kamen kurz darauf in der südlichsten Stadt Kroatiens an. Dubrovnik war uns als „Must-See“ bekannt und wurde in den vergangenen Jahren ziemlich gehypt. Nun wollten wir uns selbst ein Bild machen.
Was dabei herausgekommen ist, wollen wir hier mal in Form von Plu- und Minuspunkten darstellen:
+ Die Altstadt mit ihrer geschlossenen Stadtmauer ist wirklich wunderschön und sehr beeindruckend.
+ Angenehme Temperaturen selbst im Winter (wir hatten Mitte November 20°C und mehr).
– In der Nebensaison im November war gut was los. Wie es in der Hauptsaison aussieht, wurde uns von Einheimischen berichtet und möchten wir nicht selbst erleben: Dubrovnik ist total überlaufen.
– Völlig überteuert, u.a. dank der Tatsache, dass schon Szenen für Star Wars und Game of Thrones hier gedreht wurden und Fans anlockt: Hostel für 3 Personen pro Nacht: 100 EUR (in der Nebensaison!); 1 h Parken in Altstadtnähe: 10 EUR; Ticket für den Zugang zur Stadtmauer: 33 EUR; Essen und Getränke: rund 25% teurer als im beliebten Istrien in Kroatiens Norden.
Aufgrund der horrenden Preise haben wir in den 3 Tagen möglichst häufig zu Hause gegessen. Dies fiel uns in Anbetracht der fantastischen Unterkunft allerdings auch nicht schwer. Annette hatte nämlich ein Wahnsinnsschnäppchen gemacht und ein 170 m² serviced Luxury Apartment mit teilweisem Meerblick für nur 70 EUR pro Nacht gebucht. Der Strand liegt gleich auf der anderen Straßenseite und direkt vor dem Haus befindet sich die Bushaltestelle, von wo aus man für kleines Geld und in rund 10 min die Altstadt erreicht.
Falls ihr euch also von o.g. Punkten nicht abschrecken lasst, Dubrovnik (in der Nebensaison) zu besuchen, dann fragt unbedingt bei L’Orangerie Dubrovnik ein Apartment an!
Montenegro
Nach diesem Luxus ging es für uns weiter, um einen neuen Länderpunkt zu sammeln und erstmals Fuß auf montenegrinische Erde zu setzen. Von Dubrovnik aus ist man in rund 30 min an der Grenze, ein Besuch dieser Stadt lässt sich also bequem mit einem Besuch der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik verbinden. Interessanter Fakt: in Montenegro zahlt man mit dem Euro, obwohl das Land nicht einmal EU-Mitglied ist. Eine lokale Währung gibt es nicht.
Fragt man uns, wo es auf der Balkantour am schönsten war, dann lautet die Antwort ganz klar „Montenegro!“. Das, was wir von der abwechslungsreichen Landschaft dieses kleinen Landes gesehen haben (wir waren nicht überall im Hinterland), war einfach atemberaubend. Hier eine Aufzählung dessen, was uns so beeindruckt hat:
- Die Fahrt entlang der Küstenstraße des einzigen Fjords an der Adriaküste.
- Die Festung von Kotor, die oberhalb der Altstadt mit dem Berg zu verschmelzen scheint und die zu erklimmen, dem Besucher Einiges abverlangt.
- Der Blick auf den Fjord und die unten im Tal vor Anker liegenden Kreuzfahrtschiffe.
- Die Altstadt von Kotor selbst mit ihren engen Gassen und den kleinen Gebäuden und Kirchen.
- Die Altstadt von Budva mit ihren Befestigungsanlagen.
- Die abenteuerliche Serpentinenstraße von Kotor auf den Berg Lovćen und zum auf dem Gipfel im Nationalpark Lovćen gelegenen Mausoleum des montenegrinischen Fürstbischofs und Dichters Petar II. Petrović-Njegoš.
- Die unbeschreiblichen Ausblicke von ebendiesem Berggipfel.
- Das Panorama über den Flussschleifen des Crnojevića-Flusses und den dahinterliegenden, die beiden Länder Montenegro und Albanien verbindenen See Skadarsko.
Nach all diesen landschaftlichen Highlights ging es weiter in die Hauptstadt Podgorica, wo unser erster Couchsurfing-Gastgeber auf uns wartete: Patrick, der Leiter der französischen Schule. Nachdem ich es wochenlang und in unzähligen Orten unserer Route probiert hatte, fand sich in ihm endlich jemand, der bereit und in der Lage war, eine vierköpfige Familie bei sich aufzunehmen. Glücklicherweise hatte er mehr als genug Platz und so bekamen wir gleich zwei Zimmer zzgl. Bad. Dies ist ein Luxus, in dessen Genuss wohl nur selten Couchsurfer gelangen. Trotzdem hatten wir couchsurfertypisch natürlich unsere Schlafsäcke dabei.
Neben der kostenfreien Logie durften wir auch den zweiten großen Vorteil des Couchsurfens genießen: Von einem Local die Umgebung gezeigt bekommen. Patrick führte uns durch einen nahegelegenen Park in eine Restaurant- und Kneipenstraße, wo wir in einem orthodoxen, von der Kirche betriebenen Restaurant zu Abend aßen. Eine ungewöhnliche, aber leckere Wahl.
Hinweis: Über das Couchsurfing, wie man am besten Hosts findet usw., will ich mich hier nicht weiter auslassen, da es den Rahmen sprengen würde. Bei Fragen dazu bitte einfach einen Kommentar hinterlassen. Ich melde mich dann persönlich. Aber soviel sei gesagt: Jeder kann ein Couchsurfer sein!
Albanien
Podgorica hatte nicht allzu viel zu bieten bzw. ließ unser Zeitplan einen längeren Aufenthalt nicht zu, weshalb es gleich am nächsten Morgen weiterging zum Länderpunktesammeln: Albanien stand für heute auf dem Programm.
Albanien ist reisetechnisch gefühlt irgendwie ein blinder Fleck. Man kennt kaum jemanden, der schon mal dort war, und man weiß irgendwie gar nichts über das Land – so mein Empfinden auch nach Gesprächen mit zahlreichen anderen Reisefreudigen. Wir hatten also nicht wirklich eine Vorstellung davon, was uns erwarten würde.
Unser erster Stopp war die Stadt Shkodra, wo wir einfach etwas durch die Innenstadt schlenderten. Das auffälligste war der Verkehr. Es fühlte sich fast an wie in Südostasien: Fahrradfahrer, die einem in der eigenen Spur entgegenkommen; Fußgänger, die überall und wann immer es ihnen einfällt, die Straße kreuzen; Autofahrer, die ständig und scheinbar grundlos vor sich hinhupen; und das alles auf völlig verstopften Straßen.
Aber es sollte noch schlimmer kommen: In Tirana, der Hauptstadt, die wir abends erreichten, wurden alle etwas größeren Kreuzungen von Verkehrspolizisten gemanaged, da die vorhandenen Ampeln bei der Flut an Verkehrsteilnehmern einfach nicht mehr geeignet sind.
Tirana selbst ist eine recht moderne Großstadt. Das Essen war sehr gut und enthält – ganz der geographischen Lage entsprechend – deutliche Spuren der türkischen, griechischen und der Balkanküche.
Auch außerhalb der Städte hat das Land durchaus seine Reize. So waren unsere Freunde Simone und Steffen aus Moskau vor einigen Jahren sogar für zwei Wochen zum Wandern in Albanien.
Auf dem Weg Richtung Nordmazedonien wurden wir begleitet von grünen Hügeln, durch die sich eine Eisenbahnlinie schlängelte, die wiederum entlang eines Flusses verlief. Allerdings war die Bahnstrecke offensichtlich schon seit Jahren außer Betrieb und die Ufer des Flusses waren total vermüllt. Den Ortschaften, die wir passierten, war zudem anzusehen, dass die Menschen hier in sehr einfachen Verhältnissen leben.
Die letzte Nacht in Albanien verbrachten wir dann im Grenzort Pogradec mit seiner langen Strandpromenade am Ohridsee. Eine Unterkunft mit Seeblick, ein Abendspaziergang am Strand, während sich der Nebel langsam über den See schob und sich im Abendlicht rosa färbte, sowie ein gutes Abendessen rundeten unseren Albanienbesuch ab.
Wir sind froh, hier gewesen zu sein und uns ein eigenes Bild gemacht zu haben. Aber auch wenn die meisten Englisch sprechen und die Kommunikation klappt, so ist der touristische Zugang zum Land doch noch sehr rudimentär und lädt nicht unbedingt zu einem Wiederholungsbesuch ein.
Nordmazedonien
Gleich am Ortsrand von Pogradec liegt der albanisch-nordmazedonische Grenzübergang. Auch Nordmazedonien empfing uns mit wunderschöner Landschaft, vor allem entlang des Ohridsees. Allerdings war hier nicht alles so vermüllt.
Schon kurz nach der Grenze machten wir einen ersten Stopp, und zwar am Kloster St. Naum, das malerisch direkt am Seeufer liegt. Quentin war vor allem von den weißen und bunten Pfauen begeistert und ging auf Federnjagd. Annette und mir gefiel am besten der halbstündige Ausflug im Ruderboot auf dem glasklaren Trinkwasserfluss, der durch unterirdische Quellen gespeist wird und dann in den See mündet. Das Wasser kommt von Quellen hinter einem nahegelegenen Berg, bahnt sich den Weg unterirdisch durch den Berg und sprudelt dann deutlich sichtbar aus dem Grund des Flusses heraus. Sehr schön – zumal wir mit südosteuropäischer Novembersonne verwöhnt wurden.
Weiter ging es am See entlang zur gleichnamigen Stadt Ohrid, wo wir eine Nacht in einem Apartment mit wunderschönem Seeblick verbrachten und dank o.g. gar nicht schwacher Sonne sogar auf der Terrasse frühstücken konnten – am 23. November! Am Abend zuvor unternahmen wir allerdings noch einen längeren Spaziergang zur auf den Klippen gelegenen Kirche des heiligen Johann von Kaneo, die im Sonnenuntergang toll erstrahlte. Auch die Altstadt und die darüber thronende Burg sowie das alte griechische Amphitheater besuchten wir noch an diesem Abend.
Am folgenden Tag ging es weiter in die Hauptstadt Skopje, die übrigens von Nürnberg aus in zwei Stunden direkt angeflogen wird (Stand Februar 2020) und so auch zu einem Kurztrip einlädt. Skopje war eine große Überraschung für uns, da die Innenstadt rein gar nichts von typischen Balkanstädten hatte und auch keine österreich-ungarischen Spuren aufweist, sondern eher monumental angehaucht, mit vielen Säulen z.B. an Museen und großen Statuen daherkommt und so eher griechisches Flair verbreitet. Deutlich sieht man auch wie stolz man auf den berühmtesten Sohn der Stadt ist, Alexander der Große.
Zu Nordmazedonien kann ich nur sagen: Hinfahren/ hinfliegen und ausprobieren. Es handelt sich um ein kleines, leicht zu erkundendes Land, das mit tollen Landschaften und leckerer Küche aufwartet. Und auch „Albanien light“ kann man hier erfahren, da es in den nahe am Kosovo gelegenen Regionen eine albanische Mehrheit gibt, was u.a. an zweisprachigen Wegweisern zu erkennen ist.
Serbien
Von Skopje aus ging es weiter in das letzte Balkanland unserer Reise: Serbien. Auch dies ist wieder ein Land, das wohl noch nicht allzu viele Europäer bereist haben. Und mit mehr als dem Bösewicht der Balkankriege der 90er Jahre assozieren die meisten dieses Land wohl nicht.
Grund genug also, sich selbst ein Bild zu machen. Und das taten wir zunächst in Niš, der drittgrößten Stadt Serbiens (ca. 250.000 Einwohner), von der wir noch nie zuvor gehört hatten.
Unser Apartment lag ziemlich weit oben in einem modernen Wohnturm und so konnten wir uns schon bei Nacht ein erstes Bild der Stadt machen. Nichts Spektakuläres, um ehrlich zu sein.
Beim kleinen Stadtspaziergang am nächsten Tag – bei Sonnenschein – erschien die Stadt schon etwas interessanter. So erkundeten wir beispielsweise die am Fluss Nišava gelegene Festung und spazierten zum Frühstücken in die geschäftige Innenstadt.
Dann ging es aber auch schon weiter auf der Autobahn Richtung Belgrad, die Hauptstadt. Hier warteten nicht nur ein Haarschnitt für 3,50 EUR pro Mann auf Quentin und mich, sondern auch ein besonderer Ausdruck serbischer Gastfreundschaft sowie ein neuer Freund. Wir durften nämlich zwei Tage kostenlos in einem AirBnB-Apartment übernachten, das der Freundin eines Freundes eines Freundes gehört. Mein eigentlicher Freund Dejan, den ich vom Studium aus Nürnberg kenne und der aktuell für die Vereinten Nationen in Sri Lanka arbeitet, hatte das aus der Ferne über seinen Freund, der ebenfalls Dejan heißt, eingetütet. In so einem Moment fragt man sich dann: „Würde ich das auch machen und jemandem, den ich gar nicht selber kenne, mein Apartment kostenlos überlassen, mit dem ich eigentlich Geld verdienen will?“
Wir wollten uns bei Dejan Nr. 2 wenigstens mit einer Einladung zum Abendessen erkenntlich zeigen. Aber auch das war nicht möglich, da er uns durch die Stadt hin zum besten Pljeskavica-Edel-Imbiss chauffierte und darauf bestand, uns einzuladen. Pljeskavica sind übrigens Fleischküchle/ Buletten auf Balkanart. Als Dreingabe brachte er uns am nächsten Abend auch noch Süßes vom türkischen Laden mit.
So zeigt sich wieder, dass man ein Land nicht nur durch seine Landschaften, sondern vor allem durch seine Menschen kennenlernen kann.
Von diesen Landschaften hat Serbien übrigens auch einige interessante zu bieten, z.B. wunderschöne Schluchten und Flusslandschaften. Leider blieb uns dafür nicht genug Zeit.
Aber immerhin blieb Zeit, Belgrad ein wenig zu erkunden. Besonders in Erinnerung geblieben ist uns die Festung Kalemegdan, von der aus man einen wunderbaren Blick auf die Donau hat. Quentin hingegen war vor allem begeistert von dem Dinopark im Burghof sowie – seine russische Kindergartenerziehung lässt grüßen – der Panzerausstellung.
Alles in allem war Belgrad ein mehr als gelungener Abschluss der Balkanreise.
Eine Besonderheit, die es in Serbien übrigens zu beachten gilt: Es wird nicht nur, aber weitgehend das kyrillische Alphabet verwendet. Mit der Kombination aus unseren Kroatisch- und Russischkenntnissen kamen wir natürlich hervorragend klar. Aber von sprachlichen Hürden darf man sich auch ohne diese Kenntnisse nicht abschrecken lassen. Mit Englisch kommt man in Serbien ganz gut durch.
Und was war mit dem Baby?
Das war er nun: unser Balkan-Roadtrip mit Baby. Von Letzterem, also von Charlotte, war allerdings nicht wirklich was zu lesen. Und auch nicht von Quentin. Ich hoffe daher, dass der ein oder andere Leser nicht enttäuscht ist.
Allerdings ist das Reisen mit kleinen Kindern für uns derart zur Normalität geworden, dass wir uns schwer tun, ständig zu erzählen, wie wir den Reisealltag gestalten, dass wir beim Besichtigen der Festung XY auch 20 Minuten Halt am Spielplatz gemacht haben oder wie oft und wo wir unterwegs Windeln gewechselt haben (aber ich freue mich natürlich auf eure Kommentare oder persönliche Fragen hierzu!).
Hinzu kommt, dass ebendiese Kinder auch entsprechend Zeit und Aufmerksamkeit benötigen, die dann fehlt, um z.B. detaillierte Blogartikel über das Reisen mit ihnen zu schreiben.
Denn eines sei an dieser Stelle gesagt: Eine rund ein Jahr dauernde Reise mit Kindern wie unsere bedeutet nicht nur viel gemeinsame Zeit (+++), sie bedeutet eben auch viel gemeinsame Zeit (-), d.h. wir sind monatelang 24h rund um die Uhr zusammen. Es gibt keinen Kindergarten, keine Omas und Opas und kein mit Spielzeug prall gefülltes Kinderzimmer zur Ablenkung. Freie Zeit (also Zeit zum Arbeiten) für Annette und mich gibt es nur, wenn sich der jeweils andere um beide Kinder kümmert, oder wenn beide Kinder schlafen. In Anbetracht unser beruflichen Ambitionen bzgl. Online-Business stellt dies eine riesige Herausforderung dar.
Dennoch möchten wir auf diese besondere Erfahrung natürlich auf keinen Fall verzichten – und Charlotte sicherlich auch nicht: Sie saß während des vorangegangenen Kroatienaufenthalts und während des Roadtrips in Summe rund 7000 Kilometer in ihrer Babyschale im Auto, schlief nachts zwischen Mama und Papa, wurde im Kinderwagen hin- und hergeschoben und in der Manduca auf- und abgetragen, machte die ersten Schritte an der Hand und genoß sichtlich die Zeit mit ihrem Bruder, der sich immer gerne um seine kleine Schwester kümmert.
Freut mich mal wieder was zu lesen von euch!! Sind tolle, z. T. noch nicht entdeckte Länder. Lohnt sich absolut dorthin zu fahren.
Hallo, Simone!
Vor allem schön, wenn man in einem Beitrag selbst erwähnt wird, oder? 😉
Sind ja ein bisschen hinterher mit unseren Beiträgen, aber wenn man ständig unterwegs ist zumal mit Kindern, dann bleibt nicht allzu viel Zeit zum Schreiben. Eine Zusammenfassung unserer Peruabenteuer gibt es auf unserer Facebook-Seite unter https://www.facebook.com/smallfeetbigworldtravel/.
Nahezu tägliche Updates gibt es auf Instagram unter https://www.instagram.com/smallfeetbigworld_travel.
Aktuell sind wir in Baños, Ecuador.
Liebe Grüße nach Moskau!
Hello: This is Prashanta & Shubha: Parents of Krishna & Varaa – the Indian family – we met on our trip to Colca Canyon. So after we met you, we did a trip to Patagonia in March, and soon after Peru sealed its borders. Just yesterday we managed to get out and come to San Francisco. We will now try to repatriate to India.
Curious to know how you’ve managed this Covid Situation. Hope you’re all healthy and look forward to the updates on new travels. Love to Quentin and Charlotte.
Best wishes, Prashanta, Shubha, Krishna & Varaa
OMG! So nice to hear from you. You can tell a long story, I guess.
We were so busy traveling and working so we didn’t even manage to write about South America on this blog.
Actually after we met you we continued to Cusco, went to Macchu Pichu, Rainbow Mountain and to the jungle next to Puerto Maldonado before we flew to Guayaquil/ Ecuador.
From there we traveled through Eccuador for about 6 weeks incl. the Galapagos Islands where Corona finally nailed us down. Had to leave the islands and got on an evac flight back to Germany.
I will get in touch with you by mail to learn more about what you had to go through.
Take care!
Jochen