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Charlotte brüllt auf dem Beifahrersitz

Sabbatical. Ein Jahr nicht arbeiten. Eine Weltreise machen. Viel Zeit für sich und die Kinder. Raus aus dem Alltag. Ein Traum? Ja.
Viele beneiden uns darum. Oft habe ich gehört „Das würde ich auch gerne mal machen“ oder auch die Variante „Das hätte ich auch mal machen sollen“. Und ja, ich genieße diesen Neid sogar ein bisschen, denn ich bin stolz darauf, dass wir uns dazu entschlossen haben, dass wir uns getraut haben, diesen Schritt zu gehen.
Wenn man die drei Wochen in Moskau zwischen Beendigung meines Arbeitsverhältnisses und dem Umzug sowie die eine Woche in Deutschland nicht mitzählt, sind wir nun seit knapp vier Wochen unterwegs, und zwar in UK (u.a. in Wales und Schottland). Wir bereuen keinen Tag, auch wenn es oftmals stressig ist und man gewisse Alltagssorgen auch auf Weltreise mitnimmt – zumal mit Kindern. Davon und vom Reisealltag auf Weltreise handelt dieser Beitrag.

Und ja, auch wir posten natürlich in diesem Blog und auch bei Instagram in erster Linie Bilder von wunderschönen Landschaften, tollen Erlebnissen und lachenden Gesichtern. Aber das ist nunmal nur die Social-Media-Realität und nicht das wahre Leben. Wir sind öfters mal in Eile, ärgern uns über verpasste Gelegenheiten, streiten uns, „kommen zu nichts“, machen uns Sorgen um Charlotte und Quentin, oder aber es geht einfach irgendetwas schief. Die Bilder in diesem Beitrag geben euch einen kleinen Einblick in unsere „Fails“.

Hinweis: Dem ein oder anderen Leser mögen die folgenden Absätze als Gejammer, Jammern auf hohem Niveau, oder gar als Schreckensszenario für einen Urlaub erscheinen. Ich kann aber versichern, dass es uns gut geht und wir die Reise sehr genießen. Es geht mir einfach nur darum, abseits der Hochglanzfotos einen Blick auf die weniger offensichtlichen Seiten einer Weltreise zu lenken.

Roadtrip-Camperalltag

Da wir ja keine „klassische“ Weltreise machen, sondern eher ein – wie ich es gerne nenne – Reisejahr und in Etappen reisen, beziehe ich mich jetzt erst mal auf Etappe 1: vier Wochen durch England, Wales und Schottland mit dem Campervan. Die anderen Etappen werden uns sicher einen etwas anderen Reisealltag im Rahmend er Weltreise bescheren:

  • Schweden – zwei Wochen Haus am See
  • Balkan – sechs Wochen im Ferienhaus in Strandnähe und vier Wochen mit dem Auto bis Albanien und zurück über Serbien
  • Mittel- und Südamerika mit öffentlichen Verkehrsmitteln und in einfachen Unterkünften

Wie es uns dort ergeht, werdet ihr dann auch in diesem Blog lesen können.
Zurück also zum Camperalltag. Der sieht bei uns morgens so aus:

  • Ca. 8:30 aufstehen (ja, unsere Kinder bleiben wie wir lange auf und schlafen dafür auch etwas länger)
  • Zähneputzen, gelegentlich auch duschen (tja, echte Camper sind hart im Nehmen; außerdem schwimmen wir ständig in irgendwelchen Seen oder im Meer)
  • Frühstücken – wenn möglich im Freien
  • Abspülen, Campingmöbel einpacken, Quentins Bett von den Vordersitzen abbauen, Kindersitze einbauen
  • Camper abfahrbereit machen (Fahrrad aufladen, Strom weg, Gas aus, ggf. Abwasser raus, Frischwasser rein, Chemietoilette ausleeren – die drei letztgenannten Punkte fallen zum Glück nur alle paar Tage an)

Dazwischen bockt Kind Nr. 1 manchmal oder macht sich rar, indem es den Campingplatz mit dem Fahrrad abfährt, auf Bäume klettert oder irgendwas anstellt. Kind 2 hingegen möchte manchmal einfach nur rumgetragen werden und besteht auf regelmäßige Fütterungen. Somit ist es i.d.R. rund 11:30, bis wir den Campingplatz endlich verlassen.

Anschließend erwartet uns ein immer abwechslungsreiches, mal mehr und mal weniger anstrengendes Tagesprogramm: Wandern, Strandbesuche, Stadtbesichtigungen, Museen, Burgen, Essen, Farmshopping u.v.m.. Dabei darf man nicht vergessen, dass wir uns ja auf einem Roadtrip befinden. Somit wollen auch noch ein paar Kilometer gefahren werden. Das sind mal nur 30, an einigen wenigen Tagen aber auch 250 oder mehr.

Meistens wissen wir morgens noch nicht genau, wo wir abends unser Lager aufschlagen. Somit kommt tagsüber also auch noch Routenplanung und Campingplatzsuche dazu. Ach ja, und natürlich ca. alle 3 Stunden das Hauptbedürfnis von Kind Nr. 2…

Haben wir unser Tagesziel erreicht, gilt es die meisten der o.g. Punkte der Morgenroutine in umgekehrter Reihenfolge abzuarbeiten.
Bis 22:00 schlafen dann meistens beide Kinder und Annette und mir bleiben noch maximal zwei Stunden, um zu lesen, für den nächsten Tag zu planen, gewisse Dinge am Handy zu erledigen und – ah, da war ja noch was – zu bloggen. Zu dieser „Freizeit“ unten in einem separaten Absatz etwas mehr.

Harmonie

Dieser bisweilen stressige Reisealltag funktioniert natürlich nur, weil Annette und ich stets einer Meinung sind. Und auch die Kinder folgen aufs Wort bzw. stellen ihre Bedürfnisse dem Zeitplan hinten an. Natürlich nicht!!!

An manchen Tagen treibt uns Quentin zur Weißglut. Dann wieder hat Charlotte Phasen, wo sie einfach keinen Bock auf Stillsitzen hat. Am besten „gefällt“ uns die Kombination aus beidem, die dann irgendwann dazu führt, dass Annette und ich auch völlig gereizt sind und uns anschnauzen.

Das i-Tüpfelchen ist aber, dass uns vor lauter Camping und Roadtripping nahezu keine Zeit bleibt für Dinge, die im Alltag zu Hause problemlos untergebracht werden.

Freizeit – was ist das?

Im „normalen“ Alltag (also tagsüber auf Arbeit, abends zu Hause) war immer irgendwie Zeit, mal Nachrichten zu lesen, E-Mails abzuarbeiten, sich um das Online-Banking zu kümmern u.s.w..

Achtung: Der folgende Absatz enthält unbezahlte Werbung

So habe ich z.B seit meinem Online-Kurs „The Science of Well-Being“ bei Coursera fast täglich für ein paar Minuten meditiert. Ich habe das sehr genossen und mir immer gerne die Zeit dafür genommen. Aber in den vergangenen Wochen bin ich gerade mal ein einziges Mal dazugekommen!!!
Das gleiche gilt fürs Lesen. Seit Anfang März habe ich nahezu jeden Tag mindestens eine Buchzusammenfassung über die App Blinkist gelesen/ gehört. Es bereitet mir Freude, mich mit immer neuen Themen zu beschäftigen, mit denen ich mich andernfalls nie beschäftigt hätte. Und in den Wochen, die wir nun unterwegs sind? Ich glaube, ich habe ganze zwei, maximal drei Bücher geschafft.

Naja, und dann ist da noch die Sache mit diesem Blog. Wir betrachten ihn und alles, was damit zusammenhängt, als unsere neue Arbeit. Dazu gehören z.B.

  • das Schreiben von Artikeln
  • sich mit dem Blogging an sich und Themen wie Search Engine Optimization (SEO) zu beschäftigen
  • unseren Instagram-Account zu füttern.

Aber wann bitte sollen wir das machen? Ok, der aufmerksame Leser wird jetzt sagen: ab 22:00. Richtig! Wenn wir da dann nicht schon hundemüde sind, der Laptop-Akku nicht leer und die Internetverbindung via Mobilfunk und WLAN nicht gerade mal wieder miserabel ist – dann, ja dann arbeiten wir.

Das hatten wir uns irgendwie anders vorgestellt. D.h. wir wollten das Reisen auch zum Arbeiten nutzen. Damit sind wir größtenteils gescheitert und müssen uns für die nächsten Etappen definitiv einen anderen „Reisemodus“ überlegen.

Schöne Bescherung

„Aufgeppept“ wird so ein Reisealltag dann noch mit weniger schönen „Highlights“: Im englischen Lake District war an einer Stelle die Straße schmal und mein Rechtsdrang in Richtung Gegenverkehr wohl zu groß. Zwei Tage später (inkl. fünf Stunden Wartezeit beim Citroën Service) und 320 britische Pfund ärmer – schwupps hing wieder ein neuer Außenspiegel an unserem Camper. So ein Erlebnis kann nicht jeder Reisende, der in Glasgow war, berichten.

Kaputter Außenspiegel
Zum Glück war das Glas des großen Spiegels nach der Kollision noch intakt

Etwas Pech anderer Art hatten wir bei den geplanten Bootsausflügen: Das Whale Watching auf der Isle of Mull wurde bereits einen halben Tag im Voraus wegen schlechten Wetters abgesagt. Die Dolphin Cruise in Inverness war zwar eine sehr schöne Bootsfahrt. Delfine haben sich allerdings nicht blicken lassen.

Solche Zwischenfälle oder einfach Dinge, die nicht laufen, wie geplant, muss man eben „einplanen“ – haha, ein Paradoxon. Über das Planen habe ich übrigens hier schon etwas geschrieben.
Und wenn so etwas passiert, dann hilft oft nur ein „Shit happens – gibt Schlimmeres im Leben“.

Fazit

Ganz egal, ob ihr mit oder ohne Kinder auf Weltreise geht, ob ihr mit dem Camper oder anderen Reisemitteln unterwegs seid: Stellt euch einfach darauf ein, dass es auch so etwas wie einen Reisealltag gibt, der nicht immer so prickelnd ist. Alles hat nunmal seinen Preis. Aber eine Weltreise bzw. ein Reisejahr ist es definitiv wert.
Bislang haben wir auf jeden Fall eine geile Zeit!

P.S. Was ist bei euch auf Reisen schon mal schiefgelaufen?
Oder welcher Reisealltagspunkt nervt euch besonders?
Hinterlasst einfach einen Kommentar dazu!

Jochen Koch

6 Replies to “Aus dem Reisealltag einer Weltreise”

    1. Vielen Dank für die Blumen!
      Als Marketing Manager habe ich bei Siemens zwischen 2008 und 2012 unzählige Fachartikel geschrieben. Das interne Lektorat war auch immer sehr zufrieden mit mir. 🙂
      Bloggen ist natürlich etwas anderes. Aber ich bemühe mich, so interessant wie möglich zu schreiben. Die Artikel entstehen auch nicht in 20 min. Manchmal arbeite ich – aber auch Annette – in mehreren Etappen und an mehreren Tagen an ein und demselben Artikel.

  1. Super! Die Reise sieht so eindrucksvoll aus! 👍🏻 Gibt es eine Karte mit der Reiseroute in UK, Schottland und Wales vielleicht?
    Ich glaube, die nächste 2 Wochen am See in Schweden sind mehr entspannend. Viel Glück 😉

  2. Hallo, Ich bin durch Zufall auf Eure Internetseite gestoßen und völlig aus dem Häuschen. Dieser Text könnte von mir sein, wir sind zur Zeit zu dritt ebenfalls mit einem Camper unterwegs und bei uns läuft es ganz genauso. Selbst die Uhrzeiten kann ich eins zu eins bei uns so finden. Es ist schön zu lesen, dass es Gleichgesinnte gibt, den es ganz genauso ergeht. Gefühlt bin ich immer die Einzige, die den Camper mit frisch gewaschenen Windeln einspinnt.

    1. Hallo, Uli!
      Vielen Dank für Deinen Kommentar! Es ist in der Tat schön, Gleichgesinnte zu finden.
      Wo genau seid ihr denn unterwegs? Wo kann man mehr über euch erfahren?
      Mehr zu unseren täglichen Erlebnissen findest Du übrigens auf unseren Facebook und Instagram Accounts

      Gruß aus Kroatien

      Jochen

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